Archiv 23.November 2019
Ein winziges Etwas – ein kleiner Igel
Samstag, 23.November 2019
Letzte Woche fanden wir auf unserem Grundstück einen kleinen Igel. Eigentlich hat ihn Julie, Claudias Hündin, gefunden und durch Bellen und Herumtanzen auf ihn aufmerksam gemacht.
Claudia hat sich dann Lederhandschuhe angezogen und die kleine Kugel ins Haus gebracht. Wir haben den kleinen Kerl dann in einen Behälter mit Heu und diesen dann in unsere Werkstatt gesetzt. Nach kurzer Beratung wollten wir ihn erst einmal untersuchen, ob er irgendwo verletzt wäre.
Später erfuhren wir, dass ziemlich viele Igel durch Freischneider oder Mähroboter lebensgefährlich verletzt werden.
Das Ganze erwies sich als schwierig, weil Spike, wie Claudia ihn getauft hatte, partout seine Kugelgestalt nicht aufgeben wollte. Also haben wir ihm Katzenfutter und ein Schälchen Wasser hingestellt.
Als ich zehn Minuten später nach ihm sehen wollte, waren Futter und Igel weg.
Als ich das Claudia mitteilte, bedachte sie mich mit einem mitleidigen Blick. „Du wirst doch noch wohl einen Igel in einem kleinen Behälter finden, der nur mit etwas Heu gefüllt ist.“ Das hatte ich mir allerdings selbst schon gesagt.
Meine liebe Frau bewegte sich daraufhin siegesbewusst zu unserer kleinen Werkstatt, denn der Igel musste ja wohl da sein, denn sie hatte den Behälter mit einem Deckel abgedeckt. Ich war schon echt gespannt, ob ich wirklich zu blöd war, einen kleinen Igel in einem Behälter von der Größe 50 x 30 cm zu finden.
ER WAR NICHT MEHR DA!
Wir rätselten dann für eine halbe Minute und fanden dann die Lösung. Der Behälter hatte links und rechts zwei Griffschlitze und durch einen dieser beiden hatte er sich wohl hinausgezwängt. Nach einigem Suchen fanden wir ihn in einer Ecke unter der Werkbank.
Draufhin verklebten wir diese Griffschlitze mit Klebeband, setzten den Behälter aber sicherheitshalber im Haus in die Badewanne, wo es ja auch wärmer für das kleine Tier war.
Wir haben ihn dann nur gewogen. 257 Gramm! Eindeutig viel zu wenig, um den Winter zu überstehen.
Als nächstes machte ich einen Ausflug ins Internet, um mir Wissen über Igel anzulesen.
500 bis 550 Gramm sollten sie vor dem Winterschlaf schon wiegen. Also war unser Igelchen viel zu dünn. Weiterhin wurde immer wieder vor falscher Behandlung, auch durch Tierärzte, gewarnt,
Bei Facebook baten wir dann um Hilfe, was wir machen könnten.
Und dann ging es sehr schnell. Es gab einige sehr gute Tipps und einen Kontakt mit einer Gruppierung, die nicht nur, aber auch, Igeln hilft.
Ich erfuhr, dass die sogennnten Igelstationen private Menschen (natürlich fast ausschließlich Frauen) waren, die schwache und verletzte Igel aufnehmen. In Anbetracht des nahenden Winters waren aber alle eigentlich schon voll.
Aber dann erbarmte sich doch jemand. Sie hatte zwar schon 18 Igel in ihrer kleinen Wohnung, aber meinte, es käme da auf einen mehr oder weniger auch nicht mehr an.
Zwei Tage später brachten wir Spike nach Meerbusch. Inzwischen wog er schon (mit Flöhen) 306 Gramm, was uns richtig stolz machte. Übrigens: Spike war tatächlich männlichen Geschlechts und war etwa 4 – 6 Wochen alt.
Wir stellten bei diesem Besuch fest, dass Spike da in beste Hände kam und wir konnten der „Igelmutter“ aber auch einen großen Gefallen tun. Abgesehen von einigen Sachen, die wir ihr zukommen lassen wollen, versprachen wir, ihr bei der Auswilderung der Kleinen im Frühjahr behilflich zu sein. Da wir hier umgeben von Wald und Feld sind, für uns kein Problem. Für sie nahe der Autobahn schon.
Eines erinnert mich noch immer an den Besuch. Meine verbundene rechte Hand.
Das „Securitypersonal“ der Igelstation bestand aus vier kleinen Hunden. Ich wurde vorher gewarnt. Einer beißt aus Angst. Als ich da so herumstand, kam einer der vier zu mir und schnupperte an meinem Bein. Denn könne ich ruhig streicheln. Ich versuchte es. Da schoss wie der Blitz sein Kollege unter dem Tisch hervor und biss herzhaft in meine rechte Hand.
Nach langen Diskussionen mit meiner Frau (Tetanus!) und meiner Tochter (Tollwut!) trage ich jertzt einen Verband an der rechten Hand.
Nein – es hat sich nichts entzündet! Aber als ich harmlos fragte, was der blaue Strich da von der Verletzung zum Arm hin bedeute, wurde mir klar gemacht: Mit so etwas macht man keinen Spaß! 😀
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