Nachbetrachtungen – Tatsachen über Wolfsrudel

Sonntag, 5.März 2017

Und was bedeutet das alles nun für das Zusammenleben mit unseren Hunden?

Ganz abgesehen davon, dass es höchst umstritten und unwahrscheinlich ist, dass Hunde uns Menschen überhaupt in irgendeine Art von Rangordnung einbeziehen (wir sind schließlich Menschen und keine Caniden!), sollten wir folgendes im Hinterkopf behalten, wenn wir an das Zusammenleben mit unseren Hunden denken:

  • wolf-ruhendEs gibt im Rudel keine heftigst verteidigte und ständig umkämpfte Rangordnung, sondern eine Familienstruktur!
  • Die Rudelführer sind Eltern und zeichnen sich durch große Toleranz, Freundlichkeit und Fürsorglichkeit gegenüber ihren Schützlingen aus. Ihr Hauptanliegen ist es, ihnen Schutz zu bieten und dafür zu sorgen, dass es ihnen gut geht.
  • Ranghohe Tiere sind absolut souverän. Niemals gehen von ihnen unberechenbare Gewaltaktionen aus. Sie bedrohen keine Rudelmitglieder.
  • Nur im absoluten Ausnahmefall kommt es zu körperlichen Auseinandersetzungen. Wenn ein Wolf einen anderen angreift, geht es meist um Leben und Tod. Übrigens werden deshalb auch der so genannte „Alphawurf“ oder das „Nackenschütteln“ als Disziplinierungsmaßnahme in der Hundeerziehung vom Hund als ernsthafte Angriffe auf Leib und Leben, ja sogar Tötungsabsichten, interpretiert … mit dem Risiko entsprechender Gegenwehr – ganz abgesehen von dem Vertrauensverlust in den anscheinend unberechenbaren Menschen. Unterwerfungsgesten werden im alltäglichen Umgang mit einander immer freiwillig gezeigt und niemals erzwungen.
  • „Gehorsam“ spielt in einem Wolfsrudel keine Rolle.

Reflektieren wir noch mal: Wenn Sie einen Hund kennen, der sein Futter verteidigt, der Artgenossen attackiert oder gerne auf dem Sofa liegt – glauben Sie immer noch, der Hund ist „dominant“ oder „ranghoch“? Und weil er ab und an nicht das tut, was Herrchen oder Frauchen sagt – hat das dann wirklich damit zu tun, dass er ihre „Rudelführerschaft“ nicht anerkennt?

wolf--nase-am-bodenUnd – mal von der anderen Seite betrachtet: Wenn wir schon davon ausgehen, dass wir in einer rudelähnlichen Lebensgemeinschaft zusammenleben: Sind wir Hundebesitzer so, wie es Rudelführer sein würden? Sind wir stets so ruhig und souverän und bieten unserem uns ausgelieferten Hund immer die Fürsorge und den Schutz, die wir ihm schulden?

Scheint so, als könnten wir von den Wölfen noch eine Menge lernen, um bessere Chefs unseres gemischten Familienverbandes zu werden!

Was wir also vom Wolf gelernt haben:
Alle Hunde der Welt stammen vom Großen Grauen Wolf Eurasiens ab. Diesem haben sich – nach genetischen Berechnung – vor mehr als 100.000 Jahren Menschen angeschlossen. Aus einer lockeren Jagdgemeinschaft wurde eine gemeinsame Entwicklung: die Koevolution von Mensch und Wolf.
Dabei wurde aus dem Wolf der Hund – und aus unseren äffischen Vorgängern der Mensch.
Im Zusammenleben mit den Wölfen haben die Menschen deren Sozialverhalten angenommen. Unsere Fähigkeit, uns in großen Gemeinschaften zu organisieren, die Fähigkeit, Freundschaften zu schließen über familiäre Bande hinaus, teilen wir mit den Wölfen, nicht aber mit den anderen Großen Menschenaffen (Schimpansen, Gorillas, Orangs), unseren nächsten Verwandten in der Natur.

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