Leben mit einer Pekinesin
Dienstag, 5.Juni 2012
Es war schon so eine Art Horrorvorstellung. Ein Pekinese sollte hier für ein paar Wochen einziehen. Ein Pekinese! Ich schwor, mich damit nie in der Öffentlichkeit zu zeigen. Das wurde mir leicht gemacht mit der Versicherung, die Kleine würde den ganzen Tag nur schlafen.
Von ihrem Regalversteck hatte ich ja vor ein paar Tagen schon erzählt. Aber es kam noch schlimmer. Malou, so heißt die zwölf Jahre alte Hundedame, interessierte sich am späten Nachmittag plötzlich für die offene Haustüre. Okay, sie ist stubenrein und deshalb war das ganz natürlich. Anfassen ließ sich das quietschende Bündel Hund noch nicht freiwillig und sie drohte dann immer mit ihren braunen Zahnstümpfen. Ich gebe zu, sehr beeindruckend war das nicht. Aber zurück zum Gartenspaziergang. Die Haustüre blieb offen, doch keine Malou erschien wieder daheim. Sie blieb irgendwo im Garten verschollen. Zuerst suchte ich sicherheitshalber doch noch einmal das ganze Haus ab, kroch unter Sofas und Regale und schaute in die kleinste Ecke. Nichts! Also war sie im Garten. Inzwischen hatte es aber zu regnen angefangen und in mir kam leichte Panik hoch. Ich hatte mal einen Junghund von Thassos bekommen, der sehr scheu war und sich ebenfalls bei Ankunft auf meinem 3420 qm großen Grundstück in die Büsche geschlagen hatte. Zwei Stunden später fand ich ihn tropfnass hinter einer Schuppenwand. Diese Vorstellung wurde immer stärker in mir. In der Zwischenzeit hatte es angefangen zu dämmern und ich wusste mir keinen Rat mehr. Ich suchte noch mit einer Taschenlampe meine drei kleinen Nebengebäude, sprich Schuppen, ab, aber es war eigentlich hoffnunglos. Auch meine Hündin verweigerte wegen des einsetzenden Regens jede Sucharbeit. Wahrscheinlich war sie eher froh, Malou nicht in ihrer Nähe zu wissen.
Irgendwann um 23 Uhr ging ich ins Schlafzimmer mit dem Gefühl, den Hund seinem Schicksal ausgeliefert zu haben. Ganz früh morgens stand ich auf und ging voll böser Ahnungen hinunter ins Esszimmer, wo ich die Türe zum Garten offen gelassen hatte. Überraschung! Malou war da. Staubtrocken! Mir fiel ein Stein vom Herzen.
Seitdem läuft sie sogar mit mir durch den Garten, aber ihre Soloausflüge hat sie eingestellt. Im Haus bleibt sie meist zu meinen Füßen und ich muss immer genau beachten, dass ich nicht auf sie trete.
Inzwischen hat sie auch gelernt aus einem Hundenapf zu essen und aus einem größeren Wassertrog zu trinken. Es geht voran.
Übrigens hatte sie ein paar Tage, bevor sie zu mir kam, einen (oder zwei?) Zähne verloren. Deshalb hängt ihr auch immer die Zunge aus dem Hals. Glauben Sie also bitte nicht weiter, dass ich mit Malou Wettrennen veranstaltet hätte!
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