Jasper – wie er wirklich ist…
Sonntag, 1.September 2013
Da sitze ich nun…. Jasper liegt neben dem Kamin auf der Hundedecke. Er fühlt sich wohl, ist ausgeglichen und schläft nach der 5 km – Fahrradtour heute morgen sein verdientes Schläfchen.
Seit Tagen möchte ich schon einen Artikel über ihn schreiben. Ich habe zu Klaus gesagt, dass ich gerne Jaspers Charakter beschreiben möchte, wie er sich benimmt, was er macht und dabei nichts beschönigen oder verheimlichen.
Vor zwei Tagen mussten wir mit ihm zum Tierarzt. Die Kastrationsnaht hat sich entzündet, weil der angeblich selbstauflösende Faden sich nicht auflösen wollte. Jasper hat sich mehr als vorbildlich benommen, als der Tierarzt den Faden ohne Betäubung oder Beruhigungsmittel gezogen hat. Kein Knurren, kein Zappeln. Und das, obwohl die Wunde wohl doch sehr weh tat (beim Spazierengehen ist er gelaufen, als hätte er einen Fußball zwischen den Hinterbeinen) und der Tierarzt eine vollkommen fremde Person für ihn war. Er bekommt jetzt mehrmals täglich eine entzündungshemmende Salbe auf die Wunde…auch das lässt er sich ohne Probleme gefallen.
Nach wie vor ist er ein pflegeleichter Hund. Im Haus bemerkt man ihn nur, wenn er mit Julie tobt. Nachts schläft er auf meinen Wunsch immer noch draußen….aus dem Grund heraus, dass er die ersten zwei Nächte (direkt nach seiner Ankunft bei uns) ‚undicht‘ war und ich schlicht und ergreifend keine Lust hatte, vor meiner Frühschicht auch noch zu putzen. Das Schlafen draußen war und ist für ihn kein Problem: Es gibt ein paar Leckerlis in seine Hütte und dann sieht und hört man den jungen Herrn nicht mehr 🙂 Er bellt nachts draußen nicht und akzeptiert auch das Alleinesein…unsere beiden Hündinnen nächtigen ja im Haus. Der anfängliche Futterneid gehört schon lange der Vergangenheit an.
Das Spazierengehen ist anstrengend mit drei Hunden. Das heißt: Die anderen Mitbewohner des Hauses empfinden das so 🙂 Ich gehe mit den Dreien, habe danach lange Arme, aber empfinde es nicht als stressig. Jasper reagiert beim Spazierengehen sehr aggressiv auf andere Hunde. Er gebärdet sich wie wild an der Leine und hat sich letztlich (beim Radfahren ist er mit dem Kopf aus dem Halsband geschlüpft und rannte los) eine wilde Rauferei mit einem Schäferhundmischling geliefert. Positiv war hierbei allerdings, dass er sich, als ich dann mit Yanna und Julie im Schlepptau am Ort des Geschehens ankam, sich von mir abrufen ließ und auch nicht wieder den Versuch startete, erneut zu dem fremden Hund zu rennen. Und das, obwohl ich ihn noch nicht wieder angeleint hatte. Jasper ist sehr schnell. Schneller als Julie. Und das will etwas heißen. In Julie steckt ein Windhund. Ich habe, bis auf Jasper, keinen Hund kennengelernt, der schneller ist als sie. Am Fahrrad zieht er am Anfang, ist dann aber ein toller Begleithund, der lange und ausdauernd mitläuft. Der anstrengendste Hund bei meinen Fahrradtouren mit drei Hunden (alle angeleint) ist Yanna. Mit ihrem Sturkopf, weil sie mal zwischendurch ein paar Grashalme naschen oder 3 Tropfen Pipi zum Markieren lassen möchte, hat sie mich schon mehr als einmal vom Rad geholt. Bisher nie so, dass etwas passiert ist. Man entwickelt so seine Taktiken, die Bremsmanöver von Yanna so abzufangen, dass ich nicht mit der Nase voran auf dem Boden lande 🙂
Er macht nichts kaputt, knabbert keine Schuhe an, gräbt, im Gegensatz zu Yanna (sie hat uns gestern abend im Dunkeln auf ihrer Suche nach Mäusen das Hochbeet umgepflügt) keine Blumen aus. Er ist nicht so nervig, wie viele andere Rüden, die ich kenne, und hebt nicht überall sein Bein. Nein, er lässt scheinbar sein Blase beim ersten Bein heben ziemlich leer laufen. Er zeigt absolut kein Dominanzverhalten, akzeptiert ohne jeden Widerspruch seine von den Hunden vereinbarte Position im Dreierrudel. Sein Verhalten gegenüber Kleintieren können wir nicht beurteilen. Außer den Hunden leben hier nur zwei Gänse. Und für die interessiert er sich nicht…obwohl er mit Leichtigkeit den Zaun überspringen könnte.
Fremde Menschen, die zu uns kommen (in den vier Wochen, die er jetzt bei uns ist, waren zwei Interessenten für ihn da), ignoriert er mehr oder weniger. Dieses Verhalten hat er auch in den ersten 4-5 Tagen uns gegenüber gezeigt. Wobei er nach dieser Eingewöhnungszeit jetzt vollkommen auf uns fixiert ist und es uns immer recht machen will. In den ersten Tagen hätte man ihn mit jedem Namen rufen können…war ihm sowieso egal. Jetzt hört er toll auf seinen Namen, reagiert auf Pfiff.
Ach so, fast vergessen: Der Tierarzt war begeistert von Jasper. Eigentlich müsste man uns diesen Hund aus den Händen reißen, waren seine Worte. Auf unsere Nachfrage, was denn in Jasper drin stecken könnte, bestätigte er unsere Mutmaßung, dass in der Ahnenfolge wohl auch ein Pointer mitgemischt haben könnte. Jasper ist aktuell 53 cm groß und 18,5 kg schwer, bis auf die gerade akute Entzündung, kerngesund, gechipt, geimpft, auf Mittelmeerkrankheiten getestet und so langsam verstehen wir selbst nicht mehr, warum ihm niemand eine Chance auf ein neues Zuhause bieten möchte. Liegt es daran, dass er eben kein kleiner, knuddeliger Welpe mehr ist? Liegt es an den Sommerferien? Traut sich denn wirklich niemand zu, aus dem ungeschliffenen Rohdiamanten einen wertvollen Lebensbegleiter zu machen, der für seine Familie durchs Feuer gehen würde, wenn man ihm nur endlich mal die Möglichkeit geben würde zu zeigen, was in ihm steckt?
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