Straßenhunde in Griechenland

Sonntag, 5.Juli 2015

Das Elend der Straßenhunde in Griechenland Wenig Geld, wenig Tierheime, wenig Hilfe vom Staat, aber in vielen Ländern Süd- und Osteuropas sieht es ähnlich aus

 

Viele Tierheime haben ihren Dienst eingestellt oder sind heruntergekommen.

Viele Tierheime haben ihren Dienst eingestellt oder sind heruntergekommen.



Hunderttausende Straßenhunde, staatliche Tierheime, die ihren Dienst eingestellt haben, untätige Behörden, die Tierschutzarbeit eher behindern als unterstützen und eine Bevölkerung, die Straßenhunde häufig verfolgt und vergiftet – Tierschützer arbeiten in Griechenland derzeit am Limit ihrer Grenzen. Für nachhaltige Maßnahmen wie Aufklärungskampagnen ist da kaum Platz, derzeit geht es ums pure Überleben der Hunde.

Das schlechte Image der Straßenhunde

Für viele Griechen, besonders ältere und auf dem Land, müssen Hunde einen Nutzen haben, zum Beispiel Jagd- oder Wachhund sein. Wenn nicht, werden sie oft getötet oder ausgesetzt. Während Rassehunde vom Züchter durchaus begehrt und beliebt sind, haben viele Griechen Angst vor Straßenhunden, sehen in ihnen gefährliche Krankheitsüberträger, die man nicht in der Nähe haben will. Die Folge: Viele herrenlose Hunde werden absichtlich überfahren, erschlagen oder ertränkt. Auch gibt es immer wieder großflächige Vergiftungsaktionen, die nach dem griechischen Tierschutzgesetz verboten sind, jedoch sehr selten geahndet werden, selbst wenn Tierschützer Anzeige erstatten. Die Krise habe die Lage verschlimmert, doch sie sei schon vorher schlecht gewesen, sagt Panajioti Gogousidis, Tierschützer in Komotini.

Im Frühjahr und im Sommer findet man jeden Tag irgendwo Welpen

Im Frühjahr und im Sommer findet man jeden Tag irgendwo Welpen


Viele hungrige, verletzte und kranke Tiere

Tierschützer können derzeit kaum ein paar Kilometer fahren, ohne auf neue hungrige, verletzte und kranke Hunde zu treffen. Nur wohin mit ihnen? Viele staatliche Tierheime haben ihren Dienst quittiert oder sind so überfüllt und in katastrophalem Zustand, dass man kein Tier dort hinbringen mag. Viele Tierschützer versorgen täglich Rudel von Hunden auf der Straße oder in provisorischen Auffangstationen, irgendwo versteckt am Ortsrand. Denn die sind meist illegal und werden bestenfalls von den Behörden geduldet. Auch in den privaten Auffangstationen sind die Zustände aus Geld- und Personalmangel häufig schlecht, und nicht selten kippt gut gemeinter Tierschutz in neues Tierelend.

Die Situation der Tierschützer

Tierschützer berichten, dass die einzige Unterstützung vom Staat Kastrationen seien. Alle anderen Kosten für Futter und medizinische Versorgung müssen sie selbst aufbringen – für oft Hunderte Tiere eine immense Herausforderung. Ohne die Unterstützung durch ausländische Organisationen wären viele Tierschützer vor Ort bereits seit Langem handlungsunfähig. Emotional belastend kommt hinzu, dass Tierschützer oft als „Spinner“ angesehen werden und nicht nur bei den Behörden auf aggressive Ablehnung stoßen, sondern auch in weiten Teilen der Bevölkerung. Ausländische Tierschützer, die sich im Land engagieren, leiden derzeit zusätzlich unter Negativschlagzeilen in der griechischen Presse, die unterstellt, im Ausland würde Geld mit griechischen Straßenhunden gemacht.

Straßenhunde

Straßenhunde



Angesichts der Hundeschwemme und des massiven Tierleids versuchen viele Tierschutzvereine, Hunde aus Griechenland auszuführen und in Deutschland an neue Besitzer zu vermitteln. Nach Zeugenberichten ist dies derzeit kaum möglich. Griechische Tierschützer vor Ort kritisieren schon lange ständig neue, komplizierte und kaum zu erfüllende Auflagen, die ihre bereits schon harte Alltagsarbeit erschweren. Und auch ausländische Tierschützer fühlen sich von den Behörden zunehmend boykottiert. Sie berichten, dass die vorgeschriebenen Traces-Begleitpapiere für die Ausfuhr von Hunden kaum zu bekommen sind. Und selbst wenn, wäre die Ausfuhr am Flughafen ein Alptraum und scheitert immer häufiger.


Tierschutz in Griechenland


Das griechische Tierschutzgesetz existiert seit 2003 und wird von Experten als durchaus akzeptabel bewertet. Darin ist für Tierhalter eine umfassende Fürsorgepflicht für Hunde sowie eine Kastrationspflicht für Hündinnen festgelegt, die nicht für die Zucht vorgesehen sind. Doch jedes Gesetz ist nur so gut wie seine Umsetzung, und da hapert es gewaltig. So werden nur wenige Hündinnen kastriert und unerwünschte Welpen getötet oder ausgesetzt, was ebenfalls verboten ist. Auch die Vorgabe an Kommunen und Gemeinden, sich um herrenlose Hunde zu kümmern und genügend Tierheime zur Verfügung zu stellen, ist reine Theorie. Viele der wenigen Tierheime wurden seit der Krise geschlossen. Die Umsetzung des Tierschutzgesetzes ist noch ein weiter Weg, denn sie hängt nicht nur vom Geld ab, sondern auch vom Willen.strassenhunde-griechenland-106_v-TeaserAufmacher


Wir waren schockiert angesichts des vielen Tierleids an jeder Straßenecke. Am meisten bedrückt hat uns der Anblick der vielen eingesperrten Hunde in maroden Zwingern, die kaum eine Chance auf Vermittlung haben. Ein wenig tröstlich sind die geplanten Baumaßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen in den Tierheimen und die Aufklärungskampagnen, um die Akzeptanz gegenüber Straßenhunden und ihre Chance auf Vermittlung im Land zu erhöhen.

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