Lucy …und andere Gedanken
Donnerstag, 8.Oktober 2015
Lange ist es her, dass ich etwas geschrieben habe. Heute war die Nacht für mich wieder sehr früh vorbei. Einschlafen konnte ich nicht mehr und beschloss, während der Rest des Hauses noch in tiefem Schlaf lag, dass es mal wieder an der Zeit sei, einen Artikel für die Homepage zu schreiben. In letzter Zeit hat Klaus dies in der Hauptsache übernommen.
Warum die Nacht so früh vorbei war? Nun ja, wieder einmal haben mich die Schmerzen in meiner Hüfte geweckt. Regelmäßige Leser unserer Homepage wissen, dass dies schon seit vielen Monaten so geht. Nach der Diagnosestellung im April (einen Tag vor der Heirat von Klaus und mir), Fehlbehandlung davor und erfolgloser Behandlung im Anschluß, bin ich jetzt an einem Punkt angelangt, wo ich einsehen muss, dass meine Hartnäckigkeit weiter arbeiten gehen zu wollen (auch wenn Klaus das nie verstehen wird: Aber ich übe meinen Beruf sehr gerne und mit Leidenschaft aus. Was auch nicht zuletzt daran liegt, dass ich -nach zwei totalen Fehlgriffen- einen tollen Arbeitgeber mit einem super Team gefunden habe) die absolute Fehlentscheidung war. Ich habe der Entzündung in meiner Hüfte dadurch nicht einmal die kleinste Chance gegeben, ausheilen zu können. Seit dem 21. September kann und darf ich vorerst meine Arbeit nicht weiter ausüben…wie auch, wenn schon das Kupplung treten fast ein Ding der Unmöglichkeit ist…und das in der ambulanten Pflege :'(
Die Vermittlung der Welpen in den letzten Wochen war eine sehr schöne Abwechslung. Und nun? Jetzt wartet Lucy hier bei uns auf ein endgültiges Zuhause. Während es für die Welpen sehr viele Interessenten gab, meldet sich für Lucy absolut niemand. Ganz am Anfang gab es eine Interessentin, die einen Hund suchte, den man auch mit zu ihrer Arbeit in einer Schule nehmen kann. Aber man merkte vom ersten Moment an, dass die Chemie zwischen Mensch und Tier nicht stimmte. Dabei hätte den Schülern kein besserer Schulhund als Lucy passieren können. Zugegebenermaßen ist Lucy keine klassische Schönheit….sie ist länger als hoch, die Nase braun statt schwarz, das Fell um die Augen ist hellbraun, statt beige-weiß wie fast der ganze übrige Hund. Dadurch sieht es ein wenig aus, als würden die Augen tränen. Tun sie aber nicht. Und ihre Augen sind das, was mich von Anfang an berührt hat…Gold, statt des üblichen Dunkelbraun. Sie ist ein sehr sanfter Hund, liebt es, gestreichelt zu werden, im Haus absolut ruhig, stubenrein, sie versucht -im Gegensatz zu den Welpen- nicht, das Mobiliar mit den Zähnen zu zerlegen. Sie fügt sich ohne Probleme in das bestehende Drei-Mädel-Rudel unserer eigenen Hunde ein. Und wo bleibt das Aber, werdet ihr lieben Leser fragen? Das gibt es auch. Natürlich. Ich möchte ja nichts beschönigen. Lucy kennt nichts, was jeder ’normale‘ Hund kennt, der die Chance hatte, in einer Familie aufzuwachsen. Am ersten Abend hier, als Klaus den Videotext einschaltete, bellte sie total verunsichert den Fernseher an. Erst als sie feststellte, dass von diesem merkwürdigen Gerät keine Gefahr ausgeht, beruhigte sie sich und seitdem gibt es kein Bellen mehr. Alles, was sich auf Rädern bewegt (Fahrradfahrer, Traktoren, Autos) stellen in Lucys Augen eine Gefahr (oder waren es in ihrem ‚freien‘ Leben auf Thassos vielleicht auch) dar, die draußen verbellt werden muss. Das mit den Radfahrern wurde etwas besser, als sie merkte, dass man am Rad mitlaufend auch wunderbar lange Ausflüge machen kann. Und alles andere wird sie auch noch als positiv kennenlernen. Da bin ich mir sicher. Es braucht nur etwas Geduld, Verständnis und eine gute Portion Liebe für diese absolut liebe Hündin. Im Moment zieht sie noch an der Leine. Aber auch daran arbeiten wir. Klaus berichtete heute nach dem Morgenspaziergang, dass Lucy nur noch auf dem Hinweg gezogen habe, der Heimweg aber sehr entspannt war und Lucy sich endlich mal die Zeit nahm, nicht nach potentieller Gefahr Ausschau zu halten, sondern endlich mal ihre Umgebung per Nase in Augenschein nahm. Ich bin überzeugt, das auch irgendwann für Lucy IHR Mensch anrufen wird, der beim Kennenlernen dann feststellt: Das ist mein Hund. So, wie es eben sein sollte, wenn man sich zutraut, einem erwachsenen Hund ein Zuhause geben zu wollen. Welpen sind toll, keine Frage. Sie sind süß, niedlich, verspielt, spielen sich durch ihre Tapsigkeit in so manche Herzen. Sich einen Welpen als Familienmitglied ins Haus zu holen, erfordert Mut, Geduld und Entschlossenheit. Man legt sich für sehr viele Jahre fest. Einen erwachsenen Hund zu sich zu nehmen, ist eine zusätzliche Herausforderung, da erwachsene Tiere schon einen ausgeprägten Charakter haben.
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